Deutschlands 16 höchste Berge – die Vielfalt Deutschlands entdecken
Berge haben eine Seele. Oder sind wir es, die ihnen durch unsere Gefühle eine Seele einhauchen? Berge erzählen Geschichten. Ihre eigene und die ihrer Menschen. Berge trennen und verbinden. Freundschaften, die mit Hilfe von Bergen geschlossen wurden, sind anders: fester. Berge erweitern Horizonte, lassen uns Menschen äußerlich klein werden, aber innerlich groß.
Sie geben uns das Gefühl, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde. Auf einigen Bergen finden wir Kreuze. Für die einen sind sie Ausdruck des Glaubens, für andere markieren sie nur den höchsten Punkt des Gipfels. Im Buddhismus werden Gipfel hin und wieder mit Tibetanischen Gebetsfahnen geschmückt. Ihre feinen Fäden werden mit den starken Winden, die auf den höchsten Bergen herrschen, in alle Himmelsrichtungen verstreut und mit etwas Glück in den Himmel geweht. Und mit ihnen auch die Träume der Menschen.
Berge werden häufig besungen. Nicht nur in traditionellen Volksliedern und der moderneren Volksmusik, sondern auch in der deutsch- und fremdsprachigen Popmusik. „How many years can a mountain exist, before it is washed to the sea?” fragte 1963 der bekannte Sänger Bob Dylan. Jahrmillionen, aber auch nicht ewig. In Zeiten des Klimawandels geht’s manchmal ganz schnell…
Und überhaupt - frei nach dem Liedermacher Herbert Grönemayer - wann ist ein Berg überhaupt ein Berg?
Wikipedia meint, ein Berg müsse eine gewisse Eigenständigkeit, eine gewisse Dominanz gegenüber seiner Umgebung aufweisen. Doch es schränkt gleich darauf ein: Wie hoch ein Berg sein muss, um als Berg zu gelten, hängt in erster Linie von seiner Umgebung ab. Was für uns als Bewohner des hohen Mittelgebirges kaum als Geländewelle wahrnehmbar ist, hat für manchen Einheimischen des norddeutschen Flachlands eine so große Bedeutung, dass der jeweilige Gipfel mit Gipfelkreuz – oder stein und Gipfelbuch ausgestattet wird. Definitionen helfen hier – wie so oft - nur vorübergehend, lassen Fragen offen.
Die wichtigste Frage, die wir uns trotz aller Bergbegeisterung selbst immer wieder stellen, ist jedoch eine sehr persönliche: Warum steigen wir Menschen auf die Berge? Nur aus reinem Bewegungstrieb, weil wir uns selbst etwas beweisen wollen, oder steckt mehr dahinter? Freiheitsdrang, Problembewältigung, Neugier, Freude an der Bewegung… Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.
Hin und wieder haben Bergsteiger das Glück, ihr Hobby zum Beruf machen zu können. Ein paar von ihnen suchen nach Schlagzeilen: Die erste Durchsteigung einer besonders schwierigen Wand, eine Speedbegehung im Hjmalaya… Rekorde, die sich gut vermarkten lassen, denn auch Profibergsteiger müssen ja von etwas leben, Expeditionen müssen finanziert werden. Eine einfache Bergtour bringt kein Geld. Die Besteigung aller 14 Achttausender, von denen der eine oder andere bereits seit Jahren kommerziell ausgebeutet wird, die „Seven Summits“, die Besteigung der höchsten Gipfel aller Kontinente: Wenn diese großen Leistungen zu oft wiederholt werden, besteht die Gefahr, dass das Besondere, Individuelle verlorengeht.
Oft fiebern wir mit den Profis mit, wenn wir ihnen im Fernsehen, auf der „großen Leinwand“ oder auch auf Vorträgen begegnen. Nepal ist für Bergbegeisterte ein Traumziel, für manche bleibt es unerreichbar.
Doch bei aller Abenteuerlust, die uns hin und wieder beschleicht, fragen wir uns: Wie steht es mit unserem Wissen um nähergelegene Berge und Hügel? Wir gehen mal davon aus: Als Münchner Bergsteiger haben wir zumindest den einen oder anderen Hausberg bestiegen, andere sind uns wenigstens namentlich ein Begriff. Als Schwarzwäldler kennen wir natürlich den Feldberg, bestimmt den wohlklingenden Schauinsland oder den Belchen. Doch wissen wir beispielsweise, wo die älteste Seilbahn Deutschlands zu finden ist? Wenn nicht im Schwarzwald, dann bestimmt doch in den Alpen. Und um Alpinskifahren zu können – so richtig mit einem Lift – dazu braucht’s doch zumindest einen anständigen Mittelgebirgsberg! Das meinten wir vor unserer Deutschlandbergtour auch.
Im Jahr 2018 besuchten wir die höchsten Erhebungen aller 16 Bundesländer, bestiegen 14 von ihnen, doch auch die beiden Unbesteigbaren erzählten uns ihre jeweilige Geschichte, eine Geschichte von der Vielfalt Deutschlands, über seine Natur und seine Menschen. Wir wollen versuchen, diese Geschichten nachzuerzählen.
Hin und wieder haben die höchsten Berge einer Gegend sogar – man möge uns diese deutliche Vermenschlichung bitte verzeihen – ein Problem, da sie meist mehr vermarktet werden, als ihre kleineren Nachbarn. Wir erkannten viele dieser auch Bedrohungen, werden sie der Ehrlichkeit halber auch nennen müssen. Der Leser möge uns schon jetztverzeihen. Doch Naturschutzfragen interessieren auch die Natursportler.
Natürlich ist es uns im Rahmen eines einzigen Buches unmöglich, bei jedem Berg alle möglichen Wandervorschläge in seiner Umgebung aufzuzählen. Das würde – ungelogen - selbst den Umfang des Neuen Testaments oder von Thomas Manns „Zauberberg“ übertreffen. Würden wir uns jedoch auf eine bestimmte Tourenanzahl pro Berg festlegen, würden wir uns selbst eine Zwangsjacke anziehen, die der vielbesungenen „Freiheit der Berge“ widerspricht.
Was zurückbleibt von unseren Reisen, sind bleibende Eindrücke, Erkenntnisse, Bilder und - wie schon erwähnt – viele Geschichten. Erinnerungen an ein Projekt, das ursprünglich als Gaudi gedacht war, doch sehr bald – im Großen und äußerlich gesehen - zur Entdeckungsreise durch Deutschland wurde, innerlich aber so viel mehr brachte. Vielleicht erscheint es großspurig, wenn wir meinen, eigentlich sollte jeder mindestens einmal in seinem Leben so etwas machen. Seine Horizonte öffnen …Das geht schon bei ganz kleinen Bergen. Das, was eine Bergwanderung zu etwas ganz Besonderes macht, ist eh die Vorfreude. Und die lässt sich auch durch Geschichten über kleine Berge wecken. Ganz bestimmt!
In diesem Sinne: Lehnen Sie sich zurück, kommen Sie mit auf unsere virtuelle Reise. Vielleicht folgen Sie bald auch real unseren Spuren! Wir würden uns freuen!
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